Beweisrecht
Alternativkommentar ZPO
vor § 373 Randnummer 19

Impulsverarbeitung: Die mit den Rezeptoren verbundenen Nervenbahnen laufen im Regelfall nicht direkt zu den entsprechenden sensorischen Projektionsgebieten in der Großhirnrinde. Man muß vielmehr mit der Beteiligung weiterer Systeme an der Verarbeitung der durch Rezeptorerregung ausgelösten sensorischen Impulse auch in niedriger gelegenen Hirnregionen rechnen. Der Weg der Impulse ist für die verschiedenen sensorischen Qualitäten weithin bekannt (vgl. Zeier Psychologie VI, S. 706 ff.). Zur Orientierung des Lesers für die folgenden Kurzbeschreibungen möge eine schematische Darstellung des Zentralnervensystems dienen (nach Nauta/Feirtag Gehirn und Nervensystem, S. 94).

Die von den Nervenzellen der Netzhäute ausgehenden Nervenfasern bilden die beiden Sehnerven, die sich nach ihrer Kreuzung teilen. Die dadurch entstehenden Zweige führen zum vorderen Vierhügelpaar und zum seitlichen Kniekörper im Thalamus. Erst vom seitlichen Kniekörper aus laufen Nervenfasern unmittelbar zur Sehrinde (eingehende Beschreibung der Verarbeitung visueller Informationen bei Hubel/Wiesel Gehirn und Nervensystem, S. 123 ff.). Auch somato-sensorische Impulse erreichen das ihnen zugeordnete Rindenfeld nur über den Thalamus. Die Fasern der dem Gehirn vorgelagerten Nervenzellen enden im Thalamus und übertragen dort ihre Signale aus Nervenzellen, deren Fasern dann ohne Unterbrechung in das somato-sensorische Feld der Großhirnrinde laufen. Ein Teil der Fasern endet in einem Bereich des Hinterhirns, den man formatio reticularis nennt, und nimmt dort Kontakt zu Zellen auf, deren Fasern zum Thalamus gehen. Die vom Ohr ausgehenden Hörnerven enden in sensorischen Zellen im Hinterhirn, die auf die Aufnahme und Weiterleitung von Signalen aus dem Hörsystem spezialisiert sind. Die Fasern dieser Zellen enden im hinteren Vierhügelpaar im Mittelhirn. Von dieser Umschaltstelle ziehen Fasern zum Thalamus, den sie am mittleren Kniekörper erreichen. Dessen Nervenzellen senden schließlich ihre Fasern zur Hörrinde. Nur die Impulse auf der Riechbahn laufen nicht über den Thalamus. Sie gehen vielmehr zum Riechkolben, dessen Nervenfasern dann an Zellen der Riechrinde enden. Insgesamt dürfen wir somit für die sensorischen Informationen festhalten, ,,daß der Thalamus eine wichtige Zwischenstation für die von den Sinnesorganen ausgehenden Leitungsbahnen ist, eine Art letzte Kontrolle, bevor den Signalen der Zugang zur höheren Gehirnebene gestattet wird. Eine Ausnahme machen lediglich die von der Nasenschleimhaut kommenden Nachrichten" (Nauta/Feirtag Gehirn und Nervensystem, S. 95).


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